Seit bald zehn Jahren stehen viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes auf Blocs. Blocs sind vielfältig einsetzbar und erfüllen ihre Aufgaben dann am besten, wenn ihre jeweiligen Verwendungsmöglichkeiten von der VerwenderIn selbst entdeckt werden. Diese praktischen Hilfsmittel sind schlichte Quader von sieben oder zehn Zentimeter Höhe. Im Gespräch mit Stefan Knobel ging Erich Weidmann der Entstehungsgeschichte der Blocs nach.

 

Erich Weidmann: Stefan, mich interessiert die Geschichte, wie der Bloc entstanden ist. Kannst du etwas darüber erzählen?
Stefan Knobel:
Das ist eine lange Geschichte. In der Stiftung Friedheim leitete ich um die Jahrtausendwende ein Kinaesthetics-Bildungsprojekt. Da habe ich Brigitte Marty-Teuber und Thomas Mathis kennengelernt. Sie arbeiteten in dieser Stiftung und waren wie ich sehr interessiert daran, die Selbstständigkeit der BewohnerInnen möglichst zu unterstützen. Eine Situation störte sie dabei immer: Die BewohnerInnen konnten ihr Gewicht oft nicht auf die Füsse verlagern, weil die Betten zu hoch waren. Während unseren lange dauernden Feierabendgesprächen im Freihof in Weinfelden diskutierten wir darüber, wie wir das Problem lösen könnten.

Weidmann: Es scheint aber nicht bei der Diskussion geblieben zu sein …
Knobel
: Nein, tatsächlich nicht! Thomas und Brigitte begannen zu experimentieren. Wir versuchten es mit Korkplatten, Styropor-Isolationsmatten, Holzschemeln und weiteren Materialien.

 

Weidmann: Sozusagen eine Entwicklung auf dem Prinzip von Versuch und Irrtum?
Knobel
: Genau das war es. Wir bemerkten, dass einige Materialien sich nicht eignen, weil sie wegrutschen. Andere waren zu schwer. Wieder andere zu wenig widerstandsfähig. Zu Beginn der 2000er-Jahre fand eine Kinaesthetics-Fachtagung in Karlsruhe statt und wir hatten die Idee, dort keine Stühle zu verwenden. Jede TeilnehmerIn erhielt als Geschenk einen farbigen Schaumstoffwürfel, den wir mit einer Haut hatten überziehen lassen. Auf der Suche nach diesen kleinen Sitzen lernten wir die gesamte Schaumstoffindustrie kennen.

Weidmann: Daran mag ich mich gut erinnern. Diese Würfel waren aber viel weicher als die heutigen Blocs …
Knobel
: Es handelte sich um den härtesten Schaumstoff, den wir hatten finden können. Diese mit einer Haut überzogenen Schaumstoffwürfel erwiesen sich tatsächlich als zu weich, wenn man sie verwenden wollte, um darauf zu stehen. Und man konnte sie nicht so universell einsetzen, wie die heutigen Blocs.

Weidmann. Was hat dann zum heutigen Produkt geführt?
Knobel
: Thomas tauchte eines Tages mit Schwimmbrettern auf. Diese waren stabil, leicht und vor allem rutschten sie nicht, wenn sie belastet wurden. Also machten wir uns zu einem weiteren Gang in die Kunststoffwelt auf. Wir erfuhren, dass diese Schwimmbretter aus Polyethylen bestehen. Dieses Material fanden wir bei verschiedenen Schaumstoff, die aber ziemlich teuer waren. Nach langem Suchen stiessen wir dann auf einen Grosshändler, der zu vertretbaren Preisen grössere Mengen Polyethylen liefern konnte. Thomas und Brigitte beschlossen, diesen Artikel über die LaRete GmbH zu vertreiben.

Weidmann. Und sie wählten den Namen «Bloc»?
Knobel
: Am Anfang standen verschiedene Namen zur Auswahl. Klotz oder Chlotz waren lange die Favoriten. Ein Klotz ist aber etwas Schweres und so ist dann das Kunstwort Bloc entstanden.

Weidmann: Und die heutigen Blocs sind ein gutes Produkt … Ein echtes Hilfsmittel!
Knobel
: Sie sind ein sehr gutes Produkt, das Material ist weder hart noch weich, es ist stabil und anpassbar, rutscht nicht weg, ist leicht, saugt kein Wasser auf und erträgt Wärme. Was will man mehr?
Allerdings bin ich auf den Begriff «Hilfsmittel» nicht allzu gut zu sprechen. In der Werbung wird Hilfsmitteln eine Wirkung zugesprochen: Gesundheitsschuhe, Matratzen für einen gesunden, tiefen Schlaf … Das ist Blödsinn. Denn Hilfsmittel können nicht wirken! Ihr Intelligenzquotient ist gleich null. Die Wirkung entsteht durch den Menschen, der das Hilfsmittel gebraucht.

Weidmann: Das Hilfsmittel ist deiner Meinung nach ein Mittel zum Zweck?
Knobel: Das Material, das Hilfsmittel ist trivial – aber der Mensch, der es nutzt, ist nicht trivial. Nehmen wir zum Beispiel den Sitzkeil. Es wird suggeriert, dass man damit besser sitzen könne. Bevor man das behauptet, muss man verstehen, was Sitzen ist, und vor allem erkennen, dass Sitzen eine sehr individuelle Aktivität ist. Der Sitzkeil führt von sich aus nicht zu besserem Sitzen. Er bewirkt, dass das Becken nach vorne fällt. Die Wirbelsäule bildet ein Hohlkreuz. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man auf einem Stuhl sitzt, dessen Fläche nach hinten abfällt. Dann sinkt das Becken nach hinten und die Wirbelsäule bildet einen runden Rücken. Ob die eine oder andere Art zu sitzen gesund ist oder nicht, und ob es einem guttut, entscheidet nicht das Hilfsmittel, sondern die Situation des Menschen. Um die Wirkung differenziert zu beurteilen, braucht man eine hohe Sensibilität für die eigene Bewegung.

 

Weidmann: Mit anderen Worten: Am besten ist es, wenn der einzelne Mensch seine Aktivität in Bezug auf seine Umgebung analysiert und den eigenen Bedürfnisse anpasst?

Knobel: Genau, es hilft, wenn die Menschen sich selbst verstehen! Selbstverständnis ist die Basis für Kreativität. Wenn ich dem Bloc eine Wirkung zuschreibe, dann höre ich auf zu denken. Wenn ich aber Unterschiede selbst zu beschreiben lerne, dann lerne ich auch die Mittel hilfreich einzusetzen. Wir können beobachten, dass die Menschen die Blocs sehr unterschiedlich einsetzen und immer neue Verwendungsmöglichkeiten für dieselben erfinden, gerade weil wir ihnen keine bestimmte Wirkung zuschreiben.

Weidmann: Was ist deine eindrücklichste Geschichte im Zusammenhang mit den Blocs?
Knobel: Ich habe schon so manche kreative Einsatzmöglichkeit gesehen! Am interessantesten ist es, wenn man kleinen Kindern einige Blocs gibt. Innerhalb von kürzester Zeit entsteht ein kreatives Spiel. Und die Blocs können buchstäblich zu allem werden; zum Haus, zum Wurfgeschoss, zum Turm, zur Brücke, zur Eisenbahn oder zum Dominostein. Ganz offensichtlich haben Kinder einen noch besseren Zugang zum urteilslosen Umgang mit Gegenständen. Schade, dass ihnen diese Offenheit und Kreativität später wieder verloren geht beziehungsweise durch Lehrpläne, Semesterziele und Noten abtrainiert wird.

Weidmann: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Der Bloc

Kein Hilfsmittel, sondern eine inspirierende Idee von Brigitte Marty-Teuber und Thomas Mathis.

Blocs sind leicht, rutschfest, vielseitig, hygienisch, einfach zu pflegen, unverwüstlich und sehr praktisch. Sie können von BesitzerInnen vielfältig verwendet werden, zum Beispiel

  • als Fussschemel,
  • als Stuhl oder Hocker,
  • um vom Boden aufzustehen,
  • als Treppe,
  • als Unterstützung für das Liegen im Bett,
  • als Liegefläche,
  • als Spielzeug, um Burgen und Häuser zu bauen,
  • als Laptoptisch,
  • als Tisch,
  • oder als Spielsteine für Kinder und andere gescheite Leute.

Eigentlich kann man sagen: Blocs gehören in jeden Haushalt.

Erich Weidmann ist Krankenpfleger, Kinaesthetics-Trainer und -Ausbilder und lebt in Hausen (Kanton Aargau, Schweiz). www.bewegt.ch

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