Frohen Mutes ins neue Jahr: Ein Tag im Leben eines Pflegefachmanns
Heute bin ich voller Elan ins neue Jahr gestartet – sogar mit meinem Saxophon im Gepäck. Doch meine frohe Stimmung wurde schnell auf die Probe gestellt.
Norovirus
Am Morgen berichtete die Nachtschicht von einem Norovirus-Ausbruch in einem unserer Zimmer. Mein Auftrag als Pflegefachmann: fünf demenzbetroffene Bewohner mit großem Unterstützungsbedarf, zwei davon, die sich mit dem Norovirus infiziert haben, inklusive Umkehrisolation. Norovirus bedeutet Durchfall und Erbrechen. Um 13:00 Uhr kam ich ins “Isozimmer” und fand einen der Bewohner, der auf der Toilette kollabiert war. Eine Stunde später war der Bewohner mit Hilfe einer Berufskollegin gepflegt, stabil und die Angehörigen informiert.
Notfall
Um 14:30 Uhr stürzte eine andere Bewohnerin und zog sich eine 5 cm lange Schnittwunde zu. Nähen unumgänglich. Die Demenzbetroffene alleine im überfüllten Notfall zu lassen, kam für mich nicht in Frage. Wie sich zeigte, war das die richtige Entscheidung. Eigentlich hätte ich um 15:00 Uhr Feierabend gehabt, aber die Pflege und die Ärzte im Notfall kennen keine Uhr, sondern sorgfältige Triage und Diagnose und dann Schritt für Schritt… (Demenz und Notfall)
Trotzdem JA
Ich meine, heute haben viele Pflegende über ihre Arbeitszeit hinaus gearbeitet, um sicherzustellen, dass viele Menschen gut versorgt sind. Die “Liegenachbarin” im Notfall bringt es auf den Punkt: “JA, ich warte tatsächlich schon lange, aber ich war im Frühling im Ausland und habe da erlebt, wie das auch gehen kann! Ich warte gerne!” Mein Start ins neue Jahr habe ich mir anders vorgestellt, doch das ist Pflege – eine fortlaufende Herausforderung, die jeden Tag ein neues JA verdient!
Erich Weidmann, Januar 2025
Leave A Comment