Berufsstolz 6 “Essen unterstützen ist Beziehungsarbeit!”
Marlies leistet heute Dienst in einem Wohnbereich, in dem sechs demenzbetroffene, die ihr Leben mit Alzheimer-Demenz meistern. In vielen alltäglichen Aktivitäten benötigen sie Unterstützung. Heute ist sie auch mit der neuen Auszubildenden Nina unterwegs, die seit Kurzem in diesem Wohnbereich arbeitet. Marlies ist es wichtig, von Anfang an die Bedeutung von Selbstwirksamkeit für die Bewohnerinnen zu erklären, damit Nina dies von Anfang an beobachten und in ihren Pflegetag einbauen kann.
Sich selber positionieren zu können
Exemplarisch nimmt sie die Situation einer Bewohnerin, die während der Mahlzeiten Unterstützung benötigt. Als erstes erklärt Marlies, wie wichtig es ist, dass die schwer beeinträchtigte Frau während des Essens “richtig” sitzt. Sie erklärt Nina, dass der Rollstuhl so eingestellt ist, dass die Bewohnerin viel Gewicht über ihren Rücken abgeben kann. Dies ist passend, wenn es darum geht, zu ruhen oder wenn der Rollstuhl in Bewegung ist. Zum Essen jedoch ist diese Position weniger geeignet, weil der Brustkorb die nötigen kleinen Bewegungen, die wir alle beim Essen machen, weniger gut ausführen kann.
Marlies holt einen Rollstuhl und lässt Nina diese Unterschiede erfahren. Danach helfen sie der Bewohnerin in langsamen und achtsamen Bewegungen an den Tisch und stellen den Rollstuhl so ein, dass daraus ein „Essstuhl“ wird. Auch beim Anziehen der Serviette zeigt Marlies, wie es gelingen kann, die Bewohnerin einzubeziehen.
Essen können
Jetzt serviert Marlies das Mittagessen. Ganz selbstverständlich beginnt die Bewohnerin, mit Finger und Daumen das Essen in kleine Happen zu verspeisen. Für Nina ist das überraschend, und sie hätte nie gedacht, dass Frau Meier so viel Eigenaktivität entwickeln kann. Gleichzeitig ist sie auch ein wenig befremdet.
Marlies erklärt ihr geduldig, wie wichtig es für jeden Menschen ist, selbst etwas bewirken und autonom bestimmen zu können. Für gesunde Menschen ist das eine Selbstverständlichkeit, für Menschen wie Frau Meier jedoch bei weitem nicht.
Selbstwirksam sein können
Für Pflegende ist es der Kern der Arbeit, diese Beteiligungen, und seien sie noch so klein, zu suchen. Nur so findet man den Menschen und die Person. Nur so werden Respekt und Wertschätzung sichtbar und erkennbar.
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