Die Herausforderung der Zeit in der Pflege
In der heutigen Pflegepraxis ist Zeit ein kostbares Gut. Eine Kursteilnehmerin erzählte mir von ihren Erfahrungen: Die Spitex und die knappe Zeit, die den Pflegenden für ihre Klienten zur Verfügung steht. Für die Parkinson erkrankte Mutter, waren dies “nur” zehn Minuten.
Trinken in Rückenlage!?
In dieser kurzen Zeitspanne kam es zu einer schwierigen Situation: Die Mutter musste ein Medikament einnehmen, ohne dass ihr geholfen wurde, eine geeignete Position einzunehmen. Sie nahm das Medikament fast im Liegen ein und verschluckte sich dabei stark. Daraufhin forderte die Tochter die Pflegefachfrau auf, trotz der knappen Zeit , selbst im Liegen zu trinken, um die Herausforderung besser zu verstehen. Sie hatte das Lernen in über die eigene Bewegung und Erfahrung im Kinaesthetics-Grundkurs entdeckt.
Entwicklung in der Pflege
Diese Geschichte wirft die Frage auf, wie wir Pflegenden helfen können, ihre Kompetenz so zu entwickeln, dass in der zur Verfügung stehenden Zeit professionelle Handlungen sichtbar werden und nicht mit Zeitnot entschuldigte Inkompetenz. In diesen zehn Minuten könnte nämlich sichtbar werden, wie die Pflegende die Beteiligung der Parkinson-Patienten fördert und nach neuen Möglichkeiten sucht. Die gängige Pflegebedarfsabklärung und der daraus resultierende Behandlungsplan sind für dieses Suchen im Moment eher hemmend.
Eigenes Erfahren und Forschen
Die Kursteilnehmerin und Tochter hat meiner Meinung nach schon etwas sehr Wichtiges begriffen: nämlich selbst in der ersten Person zu forschen und zu erfahren, um diese hochkomplexen Aktivitäten zuerst bei sich selbst zu verstehen. Daraus können Möglichkeiten entstehen, die später auch in der knappen Zeit eingesetzt und sichtbar werden können. Zeit ist kostbar, und es braucht viel Kompetenz und viele Möglichkeiten, um den Anforderungen im “Moment” gerecht zu werden.
Ich bin stolz darauf, dass eine Pflegefachfrau und eine Angehörige sich aufeinander eingelassen und miteinander ausprobiert haben, was für die Parkinsonerkrankte Frau eine große Herausforderung war. Davon wünsche ich mir noch viel mehr.
Was denkst du über die Herausforderungen in der Pflege? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Teile deine Gedanken und Geschichten in den Kommentaren!
Erich Weidmann Oktober 2024
Die Kunst der Pflege durch Geschichten weitergeben
Geschichten zu erzählen ist die einzige Möglichkeit, die Kunst der Pflege wirklich weiterzugeben. Darin zeigt sich die Qualität, wie Berufsleute unter schwierigsten Bedingungen ihr Handwerk, ihr Fachwissen und die fortlaufende Beziehungsgestaltung zu den Menschen, die sie vor sich haben, gestalten. Gleichzeitig behalten sie im Hinterkopf, was alle anderen Patienten brauchen, für die die Pflegefachpersonen im Moment die Verantwortung tragen.
Wie wäre es, wenn wir in der Kommentarfunktion passende Pflegediagnosen und Kinaesthetics-Forschungsfragen sammeln würden? Ich freue mich auch über andere Fragen oder Beiträge.
Erich Weidmann
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