In Beziehung – Palliativ Pflege

Im heutigen Dienst darf ich Frau S. pflegen und betreuen. Frau S. hat ein langes Leben gelebt. Als Verdingkind musste sie vermutlich Dinge erleben, denen ich mich nie nähern kann. Jetzt liegt sie da, ihre fortgeschrittene Demenz und ihre Krebserkrankung sind Teil ihres letzten Wegstücks auf dieser Welt.
Mir ist es wichtig, neben meiner Stimme meine ganze Achtsamkeit darauf zu haben, meine Geschwindigkeit, meine Beweglichkeit und meine Kraft so einzusetzen, dass ich Frau S. so helfen kann, dass sie ihre hohe Körperspannung ein wenig senken kann und dass sie so die Handlungen mitbestimmen und mitgestalten kann. Gemeinsam suchen wir, wie sie sich hinsetzen kann. Dazu nutze ich die Möglichkeiten des Pflegebetts. Mit kleinen Impulsen gelingt es mir, dass Frau S. ihren schmerzgeplagten Körper mehr und mehr aufrichten kann.
Frau S. liebt Butter, Honig und Brot. Ich lege die Hand von Frau S. auf meinen Unterarm. In einem für mich langsamen Tempo suche ich die Richtungen, die es uns ermöglichen, die Honigschnitte zum Mund zu führen. Was so alltäglich scheint, wird mir mit jedem Bissen, den Frau S. nimmt, größer! Denn sie bestimmt mehr und mehr, indem sie meine Hand führt.
Auf meine Frage, ob es gut sei, öffnet Frau S. kurz die Augen, lächelt und sagt leise: “Ja.” Das ist für mich Pflege, die Wertschätzung und Respekt zum Erleben bringt – für mich und Frau S. .
4.11.24 E. Weidmann

Leitende Forschungsfrage

Wie kann ich in der Aktivität Essen und trinken meine Geschwindigkeit fortlaufend an die Möglichkeiten meines Gegenüber anpassen  ?

Ziel/Grundlegende Kompetenz

Die Spannung in der Zwischenräume der Schulter differenzierter wahrnehmen und gestalten