Wie es so geht, beim Büro aufräumen bin ich auf das Buch „ Gramp ein Mann altert und stirbt“ gestoßen. Erhalten hatte ich dieses Buch 1992 von einer sehr innovativen Schülerin (so haben die Auszubildenden damals noch geheißen). Es lag monatelang auf dem Schreibtisch unseres Stationsbüros und wurde von vielen angeschaut!

Beim erneuten Durchblättern dieses wunderbaren Buches wurde mir die echte Personenzentriertheit der Texte und die Echtheit der Bilder erneut bewusst.

Gramp seine Lebensqualität steht im Mittelpunkt. Das setzt voraus, dass die Menschen, die ihn begleiten ihre eigenen Normen massiv hinterfragen und dabei für sich selber und für den Menschen Gramp immer wieder wertvolle Momente entdecken können.

Damals, wie heute beeindrucken mich die Bilder und Texte, damals machten sie mir unbewusst Mut der Mensch vor Sauberkeit, Sicherheit, Normen und Moral zu setzen.

Heute, 30 Jahre später gefüllt mit vielen Begegnungen mit Menschen, die ihr Leben mit verschiedenen Beeinträchtigungen meistern, ist es mir bewusster möglich, den Menschen vor Sauberkeit, Sicherheit, Normen und Moral zu setzten.

Froh und herausgefordert sehe ich auf den Kreis mit den Zwölf ATL von Schwester Liliane Juchli. Ich bin dankbar, dass die Pflegepionierin immer eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen und den Pflegeberuf hatte.

Herausgefordert, weil ich mir nicht sicher bin, ob die Pflege nicht doch Sauberkeit, Sicherheit, Normen und Moral höher wertet als den Menschen mit seiner Individualität.

Herausgefordert, weil die personenzentrierte Begegnung, das individuelle Suchen und Gestalten in der jeweiligen Beziehung bedeutet. Beobachtbar ist im Moment, aber nicht in die Zukunft abzubilden oder zu messen ist.

Froh, wenn die Pflegeforschung beginnt, konsequent die Personenzentriertheit als Grundlage zur Forschung nimmt. Das hilft zu entwickeln, was dies für Sauberkeit, Sicherheit, etc. bedeutet und welche Normen hier zu hinterfragen sind.

Hausen April 2023

Erich Weidmann

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